B. Luftschiffkonstruktion
B.1. Vom Ballon zum Luftschiff
Ballone sind, falls sie nicht als Fesselballone
betrieben werden, von denen sie umgebenden Luftströmungen abhängig. Es gelingt
mit Freiballonen nur bei geeigneter Witterung und geschickter Strategie und
Taktik des Aeronauten ein Ziel genau oder gar mehrfach anzufahren. Deshalb
wurde schon sehr bald an der Lenkbarkeit des Freiballons experimentiert. Flügelschlagen
und Rudern führten nicht zum gewünschten Erfolg. Verschiedene Luftschrauben
wurden entwickelt und erprobt. Der Energieaufwand der Fahrt steht in Abhängigkeit
vom Quadrat der Geschwindigkeit. So entwickelten sich befriedigend lenkbare
Luftschiffe erst nachdem Muskelkraft durch Motoren mit ausreichender Leistung
und geringem Gewicht ersetzt wurde. Versuche mit Dampfmaschine (Giffard 1852),
Leuchtgasmotor (Haenlein 1873), Elektromotoren (Tissandier sowie Renard und
Krebs 1884), Benzinmotor (Wölfert 1897), Petroleummotoren (Santos Dumont)
und Dieselmotoren führten zu Erfolgen. Die Geometrie der Luftschiffe ist einerseits
bestimmt durch die Forderung nach geringem Luftwiderstand und andererseits
nach kleiner Oberfläche und geringem Eigengewicht des Körpers. Ausgehend vom
kugelrunden Ballon wird bei gleichbleibendem Volumen die Oberfläche und damit
das Strukturgewicht größer, je länglicher ein Luftschiff ist. Die Querschnittsfläche
und der Luftwiderstand verringern sich. Achsenverhältnisse von circa 1/3 bis
1/10 wurden gebaut Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß das Volumen (entsprechend
dem Auftrieb) kubisch und die Fläche quadratisch in Dimensionsvergleiche eingehen.
Die Membranspannungen in der Hülle laufen nur in der ersten Dimension mit.
Das beschränkende sqare-cube-law der Aerodynamen (Dimensionsvergrößerung mit
gleicher Technologie: Auftrieb läuft quadratisch, Strukturgewicht läuft kubisch)
ist für Aerostaten nicht gültig. Im Gegenteil: Umso größer ein Aerostat bei
gleicher Technologie wird, desto größer kann der Nutzlastanteil werden. Für
Luftschiffe bestehen die Größenbeschränkungen durch betriebliche Faktoren.
Insbesondere das Ein- und Aushallen, Anmasten und das Nutzlastaufnehmen und
Absetzen sind bei den trägen Körpern mit ihrer großen Windangriffsfläche schwierig.
Während hierfür früher mehrere hundert Mann zum festhalten und treideln abkommandiert
werden konnten sind heute sparsamere, technische Lösungen gefragt. Mit unterschiedlichen
Erfahrungen und Anforderungen in der Zielsetzung sind verschiedenste Luftschifformen
entworfen, gebaut und geflogen worden. Es lassen sich drei Grundsysteme erkennen:
B.2. Das unstarre Luftschiff non-rigid, Pralluftschiffe, Blimps, Parseval,...
Die am nächsten dem Freiballon verwandte Konstruktion. Um die äußere Form
des Luftschiffs den Luftkräften möglichst unveränderlich entgegenzuhalten
bläst man sie mit Luftsäcken, sogenannten Ballonetts auf. Ein Luftschiff wird,
um sich Traggasablassen (entsprechend Ballastabgabe) zu ersparen immer unter
der Prallhöhe (gleich leere Ballonetts) operieren. Steigen oder Sinken wird
aerodynamisch eingeleitet. Um die geringe Steifigkeit der Pralluftschiffkonstruktion
nicht zu überfordern, empfehlen sich kurze, dicke Luftschiffe mit nur einer
Gondel im Schwerpunkt. Zur Verminderung des Luftwiderstandes kann die Gondel
durch Innenaufhängung (erstmals Baumgarten/Wölfert 1897) an die Hülle konstruktiv
herangezogen werden. Die einfache Bauform, die weitgehend nur zugbelastete
Konstruktion, weist den besten Tragkraft-Nutzlast Koeffizienten auf. Ein Pralluftschiff
kann wie ein Freiballon nach Gebrauch oder bei Gefahr (Gewitter, Sturm) schnell
abgerüstet und in ungefülltem Zustand leicht transportiert und gelagert werden.
Eine große Halle ist also nicht zwingend nötig - wird jedoch bei Heliumluftschiffen
wegen des hohen Preises des Edelgases wirtschaftlich sein. Die einfache Zusammenlegbarkeit
und eine gute Propangasinfrastruktur sind die wenigen Vorteile die Heißluft-Luftschiffe
gegenüber Gasluftschiffen haben. Im Jahr 1997 existierten weltweit 50 Heißluftschiffe
und 110 Lizenzen dafür - davon in Deutschland sieben Geräte und 20 Piloten.
Von den international insgesamt 23 Gasluftschiffen, von denen vier in Deutschland
gemeldet sind, ist ein Großteil den Pralluftschiffen hinzuzurechnen. Nur wenige
der existierenden Gasluftschiffe haben eine halbstarre Bauweise, keines eine
Starrbauweise. Es existierten 1997 laut FAI weltweit 78 Pilotenlizenzen für
Gasluftschiffe - in Deutschland nur 10. Bisher werden in Deutschland Luftschiffe,
unabhängig von ihrer Größe nur von Verkehrspiloten (ATPL) geführt. Eine Ausnahme
bilden die kleinen Heißluftschiffe. Sie können mit einem erweiterten Ballonpilotenschein
(PPL-D) gefahren werden. Die Einrichtung eines deutschen Privatpilotenscheines
(PPL) für kleinere Luftschiffe ist mangels Bedarf unterblieben.
B.3. Das halbstarre Luftschiff semi-rigid, Kielluftschiffe, Parseval-Naatz,
Zeppelin-NT07, Cargolifter,...
Die Hülle wird auch hier durch ein oder mehrere Ballonetts prall gehalten.
Durch eine Aussteifung, meist einem Kiel, entsteht ein halbstarres System.
Der Kiel verteilt die Anbringung der Einzellasten und Kräfte. Es können wirksame
Hebelarme zum Schwerpunkt und zum aerodynamischen Druckpunkt konstruiert werden.
Eine Durchbiegung des Tragkörpers wird verhindert. Falls der Kiel demontierbar
und sogar zusammenlegbar ist, kann ein einfacher Transport sowie platzsparende
Lagerung im ungefüllten Zustand erfolgen. Die halbstarren Luftschiffe bilden
variantenreiche Kompromisse zwischen den Blimps und den Starrluftschiffen.
Die Bandbreite reicht von den Langgondelluftschiffen der ersten Jahre bis
zur Konstruktion des Zeppelin-NT07, bei der das Gerüst die gesamte Höhe und
Breite des Körpers umfaßt. Die meisten modernen Luftschiffprojekte sind semi-rigid.
B.4. Das Starrluftschiff rigid, Zeppelin, Schütte-Lanz,...
Die äußere Form wird durch ein steifes Gerüst, einen starren Rumpf, gebildet.
Das Traggas ist in Zellen (Ballonen) im Rumpf untergebracht. Diese sind je
nach Außenluftdruck mehr oder weniger gefüllt. Motoren, Gondeln, Steuerflächen
können überall im oder an den Rumpf konstruiert werden. Die hohe Steigfähigkeit
und der große Querschnitt der Struktur erlauben längere und schnellere Luftschiffe
als bei Prall- oder Halbstarrbauweise. Aufgrund des höheren spezifischen Strukturgewichtes
ist die Starrbauweise eher für große, schnelle Schiffe geeignet. Herstellungs-,
Reparatur- und Wartungskosten sind höher als bei den anderen Systemen anzunehmen,
da der Aufbau eines Starrluftschiffes komlpexer ist und nicht durch Entleeren
des Traggases verkleinert werden kann. Hallen für Reparatur und Wartung sind
nötig.