Institut für Luft und Raumfahrt Projektwerkstatt Luftffisch Renaissance der Luftschiffe Die wirtschaftlichen Vorteile von Luftschiffen im Einsatz für Überwachungsaufgaben, als umweltfreundliche Tourismusattraktion und ihre Eignung für groß dimensionierte Schwertransporte lassen einen Aufschwung der aerostatischen Luftfahrt erwarten. Ein Nachdenken über ihren Einsatz in weiteren geeigneten Marktlücken des Luftverkehrs bietet sich an. Aufbauend auf den Erkenntnissen, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Luftschiffbau gesammelt wurden, müssen neue Technologien entwickelt werden, die Luftschiffe im heutigen und Verkehrsverbund alltagstauglich machen. Die Luftschifftechnik wird heute wieder zu einem Lehr- und Forschungsgebiet an Universitäten und in der freien Wirtschaft.
Projektwerkstatt Luftffisch - Luftschifftechnik als Lehrgegenstand In der Projektwerkstatt Luftffisch finden sich am Luftschiffbau interessierte Studenten aus verschiedenen Fachbereichen zusammen. Die Teilnehmer können dabei selbstbestimmt alle Phasen einer Luftfahrzeugentwicklung von der Idee, über den Entwurf bis hin zu Bau und Betrieb miterleben. Das Lehrkonzept wird im Rahmen des Projektwerkstättenprogramms der Kommision für Lehre und Studium der Technischen Universität Berlin gefördert. Zur weiteren Förderung der Luftschifftechnik, u.a. durch private Spender, wurde der Verein Aerarium Luftschifftechnik e.V. gegründet.
Luftffisch No. 1
Luftffisch No. 1 Der Versuchsträger "Luftffisch No. 1" ist ein ferngesteuertes Experimental-Luftschiff und wurde in Leichtbauweise als halbstarres Luftschiff entworfen. Unter der Prämisse eine widerstandsminimale Form des Luftschiffes zu realisieren wurde aufbauend auf den Daten von Dr. Bannasch am Institut für Bionik und Evolutionstechnik (Prof. Rechenberg) die Pinguin-Form gewählt. Damit können der Antriebsbedarf sowie der Einfluß des schädlichen Widerstandes so gering wie möglich gehalten werden. Die Hüllenstruktur wurde durch eine Gewölbebahn verspannt. Das Steuerungskonzept basiert auf einer an Bug und Heck integrierten Schubvektorsteuerung. Durch die Verwendung in Kreuzform angeordneter, um jeweils 180° schwenkbarer Schubvektoren können die Motoren gleichzeitig als Antriebs- und Manövereinheiten wirken. Die Wirkung wird durch einen drehbar gelagerten Schubvektorektor am Bug unterstützt. Durch dieses Konzept konnten gute Flugeigenschaften mit einem Höchstmaß an Präzision bei der Steuerung des Luftschiffes verbunden werden. Das Fluggerät verwendet Helium als Traggas und hält Platz für eine Nutzlast von maximal 3 kg bereit. Der Luftffisch No.1 ist daher hervorragend für Meß- und Kameraflüge geeignet.
Technische Daten des Luftffisch No. 1
Traggasvolumen: 19,5 m^3
Abflugmasse: 19,5 kg Zuladung (inkl. Batterien) 5 kg
Länge 9,7 m
Max. Durchmesser: 2,4 m
Reisegeschwindigkeit 25 km/h
Flugdauer 45 min #
laufende Arbeiten - Ausblick
Im Sommer des Jahres 2000 werden in Zusammenarbeit mit der Versuchsanstalt
für Wasserbau und Schiffbau Berlin weitere Strömungskanalversuche durchgeführt,
die die Vorzüge der "Luftffisch-Form" mit allen strömungsmechanisch wichtigen
Parametern unterstreichen sollen. Dafür wurde ein Strömungsmodell im Maßstab
1:10 erstellt. Außerdem wurde eine Kooperation mit dem im Institut angesiedelten
Fachgebiet Satellitentechnik eingegangen. Das Studienreformprojekt Satellitensysteme/AeroTUBSAT
entwickelt eine unabhängige selbststabilisierte Kameraplattform, die es dem
Luftffisch ermöglicht Aufgaben im Bereich der Verkehrsüberwachung wahrzunehmen.
Teilnehmer des Projektes haben sich im Rahmen des Business-Plan Wettbewerbs
Berlin Brandenburg 2000 mit der Realisierbarkeit von großen Kreuzfahrtluftschiffen
beschäftigt. Aufbauend auf den Erfahrungen mit Luftffisch No.1 wird mittelfristig
mit der Planung und Konstruktion der nächsten Generation, einem 4-Personenluftschiff
begonnen. Dabei werden innovative Steuerungs- und Regelkonzepte in Verbindung
mit pneumatischen Strukturen zu einem neuen Technologieträger verbunden. In
diesem Konzept soll die Idee der Energieversorgung durch Solartechnik erneut
aufgegriffen werden.